Die 5. Arbeitsstelle (Zusammenbruch, Depression)

Veröffentlicht am 2. März 2025 um 12:50

Die Arbeit und die Schicht sind jetzt schon langsam in Ordnung für mich, teilweise machen mir die unterschiedlichen Arbeitszeiten sogar Spaß und mit meiner Arbeitskollegin ist es auch oft ganz lustig. Sie ist außerdem mit jemandem aus der Arbeit zusammen und wir machen öfters etwas gemeinsam, wie Casino, Therme, Kino, Frühstücken nach der Arbeit usw.

Ich bin traurig und wütend und enttäuscht von mir. Obwohl ich eigentlich glücklich sein sollte. Da habe ich einen schlechten Tag in der Arbeit und ich weine schon wieder. Es ist dann nicht nur wegen dem Stress oder weil ich in diesem Moment überfordert bin, sondern weil ich plötzlich an soviel schreckliches aus meinem Leben denken muss. Ich denke an alles, was mich sonst schon zum Weinen gebracht hat. Papas Unfall, Opas Tod, Mamas Selbstmordgedanken und Egons Aggressionen. Genau dann denke ich über alle Fehlentscheidungen in meinem Leben nach und bin gedanklich in einem Teufelskreis drin, aus dem ich nicht mehr so leicht rauskomme. So kann ich nicht arbeiten. Wie kann ich diese Momente endlich verarbeiten und ein normales Leben führen. Mir geht es oft so richtig gut und ich denke dann, dass ich es schon überwunden habe und ich allen verziehen habe. Aber im nächsten Moment bin ich wütend darüber, was alles passiert ist und ich rede mir ein, wie schrecklich ich bin und dass ich nie fähig sein werde normal zu arbeiten oder eine normale Zukunft mit Familie haben werde.

Manche gaben mir dann auch noch in der Arbeit immer wieder das Gefühl nicht gut genug zu sein. Wie in jedem anderen Job fühlte ich mich nicht mehr wert geschätzt, ganz im Gegenteil. Kleine Beleidigung und Angriffe mir gegenüber summierten sich. Außerdem habe ich gemerkt, dass ich mich selbst immer mehr reingesteigert habe. Wegen jeder Kleinigkeit habe ich mich aufgeregt und genau so wie die anderen angefangen über manche Kollegen zu schimpfen. Ich fühlte mich nicht respektiert und nicht mehr zugehörig. Die negativen Gedanken anderen und auch mir gegenüber wurden immer mehr, bis alles zusammenbrach. Ich hätte mir nie vorstellen können, wem anderen weh zu tun, deshalb kamen die Gedanken wieder hoch, mich selbst zu verletzen. Der Drang mich bestrafen zu wollen, weil ich soviel Fehler in meinem Leben mache und gemacht habe, wurde immer stärker. Kurzfristig konnte ich mich mit NLP Videos aus dem Internet wieder aufbauen, aber als ich das vernachlässigte, weil ich dachte, mir geht es wieder besser und ich schaffe das schon, wurde mir alles zu viel. Ich weinte dann und konnte nicht mehr aufhören. So emotional und stark habe ich schon lange nicht mehr geweint, wie an diesem Nachmittag in der Arbeit. Mein Kollege wusste zunächst nicht, was er machen sollte und holte dann zum Glück Thomas. Ich konnte nicht mehr reden und hab nur noch geweint. Im Pausenraum war ich kurz davor mich mit dem Messer zu verletzen, aber Thomas zu liebe, habe ich es nicht gemacht. Er war für mich da, so wie ein Freund für einen da sein soll und das hat mir Kraft gegeben. Trotzdem bat ich meine Oma darum, mich abzuholen, die ziemlich geschockt war, aber bald da war. Ich konnte es in diesem Moment selbst nicht ganz glauben, wie sehr ich die Kontrolle verloren habe. Wenn ich sonst geweint habe, habe ich mich nach ein paar Minuten oft wieder beruhigen können, aber dieses Mal, war es so schlimm, wie schon lange nicht mehr. Ich war so fertig, dass mir in diesem Moment alles egal war und ich einfach nur nach Hause wollte. Es war eine Mischung aus Wut, Traurigkeit und Verzweiflung, aber hauptsächlich war ich enttäuscht. Enttäuscht von mir, von meinen Arbeitskollegen, von meiner Mama, wieder einmal enttäuscht vom Leben. Ich dachte, was mache ich bloß falsch, dass mich andere nicht verstehen und mich auch noch schlecht machen, obwohl ich mein Bestes gebe. Zunächst dachte ich, ich könnte mich nie mehr in der Arbeit blicken lassen und es war mir peinlich, dass manche meinen Zusammenbruch miterlebt haben. Deshalb musste ich mir etwas überlegen und verfasste eine E-Mail an meine Arbeitskollegen:

 

Hallo (liebe) Kollegen!

Es ist mir wichtig, dass ihr wisst, dass der jetzige Krankenstand für mich kein Urlaub ist.

Vielleicht mache ich mir ja nur unnötig Gedanken darüber und die meisten verstehen, warum ich jetzt im Krankenstand bin, aber falls es euch interessiert...

Ich bemühe mich, dass es mir bald wieder besser geht. Schon länger habe ich gemerkt, dass es mir nicht gut geht und ich Hilfe bräuchte, aber man redet sich dann ein, dass man es schon irgendwie schafft. Nur irgendwann wird einen dann doch alles zu viel und es geht nichts mehr. Ich hätte mir vorbeugend schon früher Hilfe suchen müssen, aber es liegt wohl in der Natur des Menschen, dass man das erst dann macht, wenn alles zusammenbricht und gar nichts mehr geht.

Es tut mir leid, wenn manche nun mehr Arbeit/Stress haben, aber da es Kollegen gibt, die meinen, ich bringe eh nichts weiter, kann es ja nicht so schlimm werden!

Ich habe nun genug davon, es allen Recht machen zu wollen, es ist sowieso ein unmögliches Ziel! Mein Bestes ist wohl nicht gut genug, also habe ich genug! Es wird viel geschimpft und wo es geht andere schlecht gemacht und oft nur das gesehen, was man nicht schafft!

Die Geschichte mit einem bestimmten Kollegen habe ich mit ihm persönlich geklärt und ich bin ihm nocheinmal dankbar, dass er mit mir geredet hat. Auch wenn ich diesbezüglich genauso Fehler gemacht habe, fand ich es nicht fair von manchen Kollegen, es so darzustellen, dass nur ich mit seiner Arbeitsleistung nicht zufrieden bin, aber ok! Keine Ahnung, wie oft sich manche schon bei mir über andere beschwert haben und ich habe einfach zugehört. Aber es stimmt, besser ist es, wenn öfters einmal die miteinander reden, die ein Problem haben, um ev. gemeinsam eine Lösung für das Problem zu finden.

Ich gebe zu, ich war schon von so einigem genervt und habe mich immer mehr und mehr reingesteigert. Es ist für mich manchmal nicht so leicht mit Menschen zusammenzuarbeiten, die teilweise keine Ahnung davon haben, wie es ist, wenn man psychisch nicht so stabil ist, wie normale Menschen! Was ist schon normal?! Ich weiß nur, dass ich es nicht bin. Die Details erspar ich euch...

Manche unsensiblen Bemerkungen treffen mich deswegen meistens mehr und selten weniger! Nun war es die Summe von einigen Ereignissen im beruflichen, wie aber auch im privaten Bereich, dass ich zusammenbrach. Es ist mir peinlich genug, das könnt ihr mir glauben, aber ich habe die Motivation verloren weiterzumachen und muss jetzt mal auf mich schauen.

Ich bin unendlich dankbar, dass ich Stefan habe, der trotz allem noch zu mir hält. Jeder hat so einen Partner verdient. Ich weiß, ich bin nicht alleine, trotzdem brauche ich doch noch professionelle Unterstützung und Zeit und möchte euch jetzt einfach um Verständnis bitten!

Mit lieben Grüßen,

Christine

 

Ich wollte ein Umfeld für mich schaffen, in das ich eventuell wieder zurückkommen konnte, auch wenn mir einige geraten hätten, eine längere Pause einzulegen. Ein ganzes Wochenende lang habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie ich es den anderen verständlich machen kann, dass es so für mich nicht weiter gehen kann. Ich habe geweint, mich selbst bemitleidet, mit negativen Gedanken gequält, nur wenig gegessen und hatte Verdauungsprobleme, wenn ich etwas gegessen habe, es war ein Krankenstand des Grauens. Einmal ging es mir wieder ein bisschen besser, dann wieder so schlecht, dass ich Thomas in der Arbeit anrufen musste, ob er bitte früher nach Hause kommen könnte.

Als ich dann wieder arbeiten ging, wollte ich mich nicht mehr länger in der Arbeit quälen und es war wieder einmal Zeit für einen Schlussstrich. Die Schicht und manche Arbeitskollegen rauben mir den letzten Nerv. Die Kommunikation funktioniert einfach so gut wie gar nicht. Die Arbeitsaufteilung ist teilweise ungerecht und zu vieles frustriert mich. Die Produktionsmitarbeiter schimpfen über das Labor und umgekehrt. Es wird untereinander viel Unfrieden gestiftet und vieles was gut gemeint ist, wird negativ aufgefasst. Es gibt zu wenig Miteinander und zu viel Unverständnis. Viele denken nur an sich und haben fast gar kein Mitgefühl für andere. Ich kann nicht mehr und sehe auch nicht mehr ein, warum ich funktionieren soll. Wie kann man eigentlich von mir die selben Leistungen erwarten, wie von Menschen, die nicht das selbe erlebt haben wie ich. Ist es denn wirklich ein Wunder, dass ich nicht so gut funktioniere, wie ein Mensch, der noch nicht so oft fast schon kaputt gegangen ist. Ich habe keine Energie mehr für einen Job, der mir keinen Sinn im Leben gibt. Ich möchte etwas aus meinem Leben machen, was mir hilft, das Vergangene zu akzeptieren. Erst wenn ich das Beste daraus gemacht habe, kann ich damit leben, denn vergessen werde ich nie. Ich verzeihe und habe soviel Verständnis, aber kann nicht vergessen. Es darf nicht sein, dass ich das alles umsonst erlebt habe. Ich habe meinen Papa verloren, dann habe ich mir lange um meine Mama Sorgen machen müssen, weil ich Angst hatte, dass sie sich umbringen könnte, dann hatte ich im Jugendalter eigentlich schon ein Alkoholproblem, weil ich oft kurz vor einer Alkoholvergiftung stand oder vielleicht sogar auch einige hatte, dann wird mir meine Jungfräulichkeit geraubt, während ich so gut wie bewusstlos war, dann habe ich wieder ein Blackout wegen Alkohol und werde von einem Freund sexuell benutzt, dann werde ich mit einem Stock vergewaltigt und dann werde ich in einer Beziehung emotional erpresst und mir wird körperlich weh getan und dann soll ich ganz normal funktionieren?! Dann wird mir geraten mich ein halbes Jahr professionell mit Tabletten zudröhnen zu lassen, damit ich gesund werde und dann soll ich wieder funktionieren?!? Was ist das für ein Leben?!? Und dann soll es mir besser gehen, wenn man daran denkt, dass Kinder in Afrika verhungern! Warum verdammt noch einmal soll es mir besser gehen, wenn es andere schlechter geht?! Und wer entscheidet das, wem es schlecht gehen darf und wem nicht?! Soll es in Ordnung sein, dass man missbraucht, vergewaltigt oder geschlagen wird, nur weil man in einem reichen Land geboren wurde mit einem besseren Sozialsystem und dafür nicht verhungern muss. Darf man deshalb nicht darüber reden und muss man sich deshalb dafür schämen?! Ich schäme mich, dass ich so lange nichts gesagt habe und es mir gefallen lassen habe. Es macht mich wütend, wenn ich sehe, wie immer alles tot geschwiegen wird. Mund halten und funktionieren soll man, dann wird man akzeptiert. Mir reichts schon langsam, denn auch wenn man alles gut macht, passt irgendwas nicht. Warum sollte ich noch länger meine wertvolle Zeit in einer Firma verschwenden, wo die Leistung, die ich bringe nicht geschätzt wird und die Arbeit, die ich mache mich teilweise körperlich und psychisch krank macht?! Weil ich mich glücklich schätzen soll, dass ich arbeiten darf und gutes Geld verdiene?! Mein Wohlbefinden sollte mir wichtiger sein, wie die gesellschaftliche Akzeptanz und das Geld. Die Zukunft mit Thomas ist mir sehr wichtig und nur dafür habe ich bis jetzt durchgehalten, aber ich weiß, dass ich es auf Dauer nicht schaffe. Es muss anders auch funktionieren. Ich möchte arbeiten und nicht vom Staat oder Thomas leben, aber ich will meiner Berufung nachgehen und meiner Vision. Thomas sieht nur die Hürden, die da auf mich zukommen, ich dagegen habe das Ziel vor Augen und möchte alles dafür tun, um meinen Traum zu verwirklichen. Mein Traum von einer besseren Welt, von besseren Menschen, von glücklicheren Mensch. Irgendwann werde ich es schaffen, andere Menschen glücklich zu machen ohne in einem Puff arbeiten zu müssen. (Das war einmal ein Tipp von jemanden, als ich meinte, ich möchte gerne einen Job machen, bei dem ich andere glücklich machen kann)

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