Ich war erst 8 Jahre alt, als Papa diesen schrecklichen Autounfall hatte. Am 21.12.1994 passierte es und ab da war meine Kindheit vorbei.
Meine Mama versuchte stark zu sein und schaffte es nach außen hin, aber im engeren Umkreis brach sie zusammen und in meinen Armen fand sie Halt und redete oft davon nicht mehr leben zu wollen. Spätestens am Ende jedes Jahres zu Weihnachten wurde ihr alles zuviel und ich war für sie da, so gut ich es als Kind konnte.
Mein Papa war nach wochenlanger Intensivstation geistig und körperlich beeinträchtigt. Er konnte sich nicht mehr an uns (meinem jüngerem Bruder, meiner Schwester und mich) erinnern, nur an meine Mama von früheren Zeiten. Er ist deswegen auch immer wieder aus dem Krankenhaus oder Heimen geflohen und fuhr zu den Wohnungen, an die er sich erinnerte, in denen er mit meiner Mama früher gewohnt hat. Denn sein Langzeitgedächtnis funktionierte teilweise noch, nur wenn wir ihn besuchten, konnte er sich danach nicht mehr an uns erinnern und erkannte uns auch nicht mehr. Deshalb und weil es Streitereien mit seinen Eltern gab, haben wir ihn irgendwann nicht mehr bei seinen Eltern, wo er gepflegt wurde, besucht, weil es zu schmerzhaft war. Er war nur körperlich da, aber durch den Unfall nicht mehr er selbst. Wir lebten unser Leben weiter...
Einige Jahre später besuchten wir ihn doch wieder in einem Heim, in dem er untergebracht war und von dem wir zufällig erfuhren. Er war ruhig gestellt mit Medikamenten, weil er Phasen hatte, in dem er sich an sein früheres Leben erinnerte und dann wütend wurde.
Ich konnte irgendwann diese wieder schmerzhaften Besuche nicht mehr ertragen und deshalb hat ihn später nur noch meine Mama besucht, bis er an einem Brot erstickt ist.
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